Hallo, Herr Dembowski!

Interviews im Minutentakt, oder was?

Wir sprachen letztmals in der vergangenen Woche. Da bezeichneten Sie Union Berlin als Nazi-Verein!

Das habe ich so nie gesagt. Meine Aussage wurde missverstanden.

Alte AfD-Taktik. Sie jetzt auch?

Wollen wir jetzt hier ein Interview führen oder ist das ein Verhör?

Die Eisernen waren erbost!

Immer ist jemand erbost. Lassen Sie uns über die Bundesliga reden.

Gerne. Der SC Freiburg und Bayer Leverkusen trennen sich torlos.

Wollen Sie mich hier komplett verarschen? Wen interessiert dieser Kick?

Sie haben Bayer Leverkusen auf 1 getippt. Sie dürfte das interessieren, feiern Sie sich doch seit Wochen für ihre einmaligen Prognosen.

Auch ein Experte liegt einmal daneben. Wenn wir unbedingt über Leverkusen sprechen müssen…

…müssen wir nicht…

…dann sollten wir mal auf Leon Bailey schauen. Sein Ziehvater Craig Butler hat schon extrem schlechte Laune, ist von Heiko Herrlich genervt und war es noch viel mehr als es in der Euro League ohne den Jamaikaner, der bald vielleicht für Katar auflaufen wird, für Leverkusen auf einmal lief. Butler ist auf Instagram gleich durchgedreht. Ist natürlich untergegangen, weil aktuell niemand mehr an Bailey glaubt. So schnell kann es gehen, gestern bist Du noch der neue Superstar, heute nur noch ein überschätztes Talent auf einer falschen Position.

Eine starke Meinung. Auf einer falsche Position in der Tabelle stehen definitiv auch die Bayern aus München. Nach sieben Spieltagen reicht es nur für Platz 6. Uli Hoeneß verteidigt seine Angestellten bereits bis aufs Blut!

Von einer Kriegserklärung habe ich nichts mitbekommen. Daher hat mich diese Aussage doch überrascht. Aber klar, Joshua Kimmich, der Weltflankenschlager des Jahres, sieht es ähnlich. Zickte nach der durch den schwachen Manuel Neuer herbeigeführten Niederlage gegen Gladbach herum. Er griff Christoph Kramer an, weil dieser eingestand, keine Angst mehr vor den Bayern zu haben. Das sind alles Anzeichen einer Krise. Bei Bayern eben dann auf 11 verstärkt. Kennt man ja.

Muss Kovac jetzt gehen? Die Zeit spricht bereits von einem HSV auf höherem Niveau, von einem Verein, dem es nicht einmal mehr gelingt, Spieler fest zu verpflichten.

Was ein Unsinn. Schwarz und Weiß sind eben die Lieblingsfarben der Deutschen. Da macht Zeit Online, wenn ich sie korrigieren darf, keinen Unterschied. Die Zeit der Bayern ist nicht abgelaufen. Sie müssen die in dieser Saison nur anders definieren.

Wie?

Bayern München muss zum Real Madrid der Bundesliga werden. Im nationalen Wettkampf also auch Niederlagen akzeptieren, um dann ab März ausgeruht auf Titeljagd zu gehen. National hast Du dann noch Spannung, international wirst Du deswegen vielleicht genau diesen einen entscheidenen Prozentpunkt unterschätzt.

Das bedeutet?

Wenn Kovac bleibt, kann diese erfahrene Truppe die Champions League gewinnen. Sie werden in den entscheidenen Momenten vollzählig sein müssen, und dann sehe ich nicht, wieso denen dieser letzte Kraftakt nicht doch gelingen sollte. Die gefährlichsten Champions-League-Teams sind im DID POWER RANKING nicht unter den ersten 5 zu finden.

Das macht das Ranking überflüssig, Herr Dembowski.

Nein. Die UCL, wie wir Experten sagen, ist nur ein Turnier. Der Gewinner ist nicht automatisch die beste Mannschaft Europas.

Auf dem Weg dahin befindet sich aktuell der BVB.

Die unterhaltsamste Mannschaft sind sie auf jeden Fall. In dieser Woche wird es auf Platz 4 hochgehen. Auch das ist beachtenswert.

Gegen Augsburg überragte Paco Alacer.

Eine gute Beobachtung.

Wer kann Alacer überhaupt noch stoppen, Herr Dembowski?

Immer die nächste Verteidigung. Für Dortmund geht es jetzt zur Reschkes überschätztem Trümmerhaufen nach Stuttgart. Dort wird sich der Weg der Borussia entscheiden. Können Sie auch da punkten, die aktuelle Euphorie durch die Pause schleppen, dann dürfen wir noch einmal reden. Aber aktuell geht es auch nicht um konkrete Ziele. Das waren für den BVB einfach Kundenrückgewinnungswochen. Machen wir uns nichts vor: Ganz Europa hat auf die Rückkehr der Dortmunder gewartet, denn ganz Europa möchte die Südtribünen eimal einen Titel feiern sehen. Sie ist der Sehnsuchtsort aller Fans, das Herz des alten Arbeiterfußballs.

Der BVB zahlt seinen Spielern sehr viel Geld, Herr Dembowski.

Und deswegen rede ich von dem Organismus Westfalenstadion, der natürlich von den hochbezahlten Spielern abhängig ist, aber doch komplett eigenständig handelt. Der BVB ist das Westfalenstadion, der BVB ist nicht der einzelnen Spieler auf dem Platz. Das aktuelle Team hat das offensichtlich verstanden. Sebastian Kehl spielt da eine große Rolle.

Blicken wir noch schnell auf Hertha.

Die stehen fantastisch da. Aber wir müssen jetzt auch nicht jede Woche über die reden. Ich habe jetzt auch noch ein Date.

Mit wem?

Mit dem Vorstandsvorsitzenden des SC Hulle. Zwinkersmilie.

Viele Grüßen und vielen Dank.

Dafür nicht