Dembowskis Seele spannte weit ihre Flügel aus. Der Ermittler schwebte in der Stille des Oderbruchs. Dort hatte er weite Teile der Sommerpause verbracht. Fernab des Alltags, fernab der Unruhen der Großstadt und fernab der zerfallenden Republik.

Es gab nur Dörte, Koi, die Lamas und die allabendlichen Gedichte, die sie sich gegenseitig vortrugen. Dörte hatte den Humor*, und Dembowski diese Unruhe, die ihn schon immer angetrieben hatte. Eines Tages gab er sie auf.

Tagsüber streifte er über die Ostplantagen hinüber zum neuen Schiffshebewerk, das sich nur wenige Meter östlich des alten Bauwerks an den Hügel legte. Er beobachte die Bauarbeiten, beäugte die Motorradfahrer bei ihren Manövern in den Serpentinen Richtung Eberswalde und kehrte auf dem Rückweg in Liepe in eine Gaststube ein. Das Tagesgeschäft auf der Lamafarm überließ er weiter Dörte.

An den allerwärmsten Tagen stieg er zu Koi in den See. Gemeinsam schwammen sie kreuz und quer, japsten nach Luft, nur um im nächsten Moment bis auf den Grund zu sinken. Dembowski gelang es, wenngleich nur unter größten Mühen, für wenige Sekunden seine Gliedmaße als Flossen zu nutzen, und so einigen Dreck aufzuwirbeln. Dann taucht er auf, und Koi, vor Begeisterung einige Sprünge absolvierend, tat es ihm gleich.

Die Luft ging durch die Felder, das Schilf wogte sacht, aus der Ferne rauschte still ein Traktor. So drückend war der Tag.

Koi zog es in die Böschung. Er war glücklicher als je zuvor. Dembowski zog es hinterher. Denn auch, wenn er Koi nicht fand, wusste er ihn in seiner Nähe.

Das war der Sommer des Jahres 2015.

Sie waren ohne Sorgen.

Es war, als hätt’ es nie ein anderes Leben gegeben.

Doch das gab es.

* in einer ersten Version hatte Dörte die Skills. In einer nie veröffentlichten die Leidenschaft.